Kimtzis Augen glühten vor Neugier: „Jetzt bin ich aber gespannt.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Mit dem Schneegestöber stürmte ein Mädchen herein und schrie: „Opa ,Opa!“ Sie warf sich Janis in die Arme und verbarg das Gesicht in seinen Kleidern.
Janis lachte auf. „Hoho, nicht so stürmisch Juniver. Hallo, Feli.“ Janis zwinkerte seiner Adoptivtochter zu.
Feli bedachte ihn mit einem entschuldigenden Blick. „Sie hat dich durch das Fenster gesehen und dann gab es kein Halten mehr.“
Janis gluckste. „Ein kleiner Schneesturm im Sommer.“ Er platzierte Juniver auf seinem Schoß und zeigte auf Kimtzi. „Kennst du Onkel Kimtzi noch?“
„Ist das der Olle, der dir bei deiner Ankunft hier im Dorf das Bier vom Tresen geworfen hat?“
„Ich soll ...“ Kimtzi schnappte nach Luft.
„Psst, ich habe dir doch gesagt, dass das ein Geheimnis ist.“
Juniver schloss verschwörerisch den Mund.
„Aber, viel wichtiger, Onkel Kimtzi ist der Bruder deiner Oma.“
Sie linste kurz zu Kimtzi, beugte sich zum Ohr ihres Opas und flüsterte: „Er sieht Oma gar nicht ähnlich.“
„Juniver, du hast Opa und Onkel Kimtzi hallo gesagt, jetzt lassen wir sie wieder in Ruhe. Wir müssen nach Hause.“ Feli stemmte ungeduldig die Arme in die Seite.
„Kannst du mir eine Geschichte erzählen?“ Juniver schaute flehend zu ihrem Opa hoch.
„Heute nicht, aber wenn du jetzt brav mit deiner Mutter mitgehst, komme ich morgen vorbei und erzähle dir eine.“ Janis verstrubbelte die ohnehin bereits wilde Mähne des Kindes. „Das ist doch in Ordnung?“ Sein Blick flackerte zu Feli.
„Natürlich.“ Sie strahlte ihn an. „Das wäre sogar eine große Hilfe.“
Janis schaute seine Enkelin an. „Aber nur, wenn du jetzt deiner Mutter gehorchst.“
Juniver nickte eilig und hopste von seinem Schoss. „Komm, Mama, wir müssen gehen“, dirigierte sie ihre Mutter nach draußen.
Kimtzi wartete, bis die beiden die Bar verlassen hatten. „Ich soll das Bier verschüttet haben?“
Janis winkte ab. „Komm, das war nur eine Geschichte, die ich ihr letzte Woche erzählt habe.“
„Bei Zwergen und Bier ist es nie nur eine Geschichte.“
Janis lachte. „Stimmt.“ Er zwinkerte Kimtzi zu. „Ich werde Juniver morgen die Wahrheit erzählen.“
Kimtzi lehnte sich im Stuhl zurück, packte ein Säckchen aus und legte es auf den Tisch. „Würfeln?“
Janis grinste. „Würfeln“, bestätigte er. „Aber erst nach dem Essen.“ Rindur brachte zwei dampfende Teller Stew mit frischem Brot.
Es rollten Würfel über den Tisch, Geld wechselte den Besitzer und Bier floss in Strömen.
Janis stand stöhnend auf.
„Wo gehst du hin?“
„Ich glaube, ich gehe nach Hause.“
Kimtzi blies die Backen auf. „Wahrscheinlich ist das eine gute Idee.“
Janis packte seine Jacke und legte Rindur Trinkgeld hin.
„Du hast mir noch gar nicht gesagt, was das Geheimnis des Schnees ist.“
Janis senkte verschwörerisch die Stimme. „Das Geheimnis des Schnees ist, was er mit uns macht.“
„Wie meinst du das?“
„Wenn draußen Schnee liegt, und es so kalt ist, dass er durch jede noch so kleine Ritze ins Innere dringt ...“
Kimtzi schüttelte sich. Sie alle kannten diese Winter.
„Dann rückt die ganze Familie näher zusammen. Nie verbringen wir so viel Zeit miteinander, sind uns so nahe und lieben uns so sehr, als wenn der Winter vor unserer Tür lauert. Der Schnee ist der Kleister, der die Familien zusammenhält.“
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