Rija sank kraftlos zu Boden. Er hatte versucht, das Essen herunterzuwürgen. Aber sein Magen rebellierte. Wenn er nicht sofort alles wieder erbrach, plagten ihn Koliken, die in einem blutigen Durchfall endeten. Das abgestandene Wasser half nicht. Er sollte aufgeben, die Augen schließen und auf den Tod warten. Die Monster würden sich seiner nicht erbarmen, so viel hatte er gelernt. Im Gegenteil. Sie ergötzten sich in seinem Elend. Dicke Tränen rannen ihm übers Gesicht. Er dachte an seine Familie und Freunde. Würden sie nach ihm suchen? Vermissten sie ihn? Er hatte zuletzt mit seiner Mutter gestritten, weil sie ihn verkuppeln wollte. Hätte er sich nur darauf eingelassen, dann wäre er nicht hier. Immer wieder hatte sie ihn gewarnt, alleine loszuziehen. Aber er wollte nicht hören.
Er benötigte seine ganze verbliebene Kraft, um sich vom Boden aufzustemmen und sich aufrecht hinzusetzen. Genug Selbstmitleid. Das half ihm nicht. Er zupfte sich an einer Haarsträhne. Seine Kopfhaut kribbelte. Was für ein angenehmes Gefühl. Sein Puls beruhigte sich. Er zupfte stärker. Endlich konnte er klar denken. Zupf. Vielleicht konnte er sie austricksen, wenn sie seinen Käfig reinigte. Zupf. Oder anfangen, mit ihr zu kommunizieren. Zupf. Erstarrt schaute er auf seine Hand, die einen Büschel Haare hielt.
„Papa, Papa! Komm schnell.“ Linfa rannte zu ihrem Vater und zog ihm am Ärmel.
„Was ist denn los, meine Kleine?“
„Pixie ist krank. Er hat seine Haare verloren.“
Leif ließ sich bereitwillig in das Zimmer seiner Tochter ziehen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er ihr Haustier. Es saß da und reagierte nicht. Leif wertete das als gutes Zeichen. Das Vieh hatte sich entspannt und drehte nicht mehr bei der kleinsten Bewegung durch. Jedoch hatte es an der rechten Kopfhälfte auffallende Kahlstellen. „Vielleicht hat er Ungeziefer. Du weißt, ich habe ihn direkt aus dem Wald für dich gefangen.“
„Ihhh, was ist, wenn ich mir etwas davon eingefangen hab?“
„Vielleicht hängen wir ihn nach draußen, dann kann er auslüften.“ Leif kratzte sich am Hinterkopf.
„Aber nur für eine Nacht.“
Leif nahm den Käfig und trug ihn unter dem scharfen Blick seiner Tochter aus dem Raum und dann durch die Küche nach draußen. Sie umrundeten das Haus und Leif hängte den Käfig an einen hervorstehenden Balken vor ihrem Fenster.
„Siehst du, hier hängt er ganz gut. Du kannst ihn so vom Bett aus sehen.“ Er stieß den Käfig leicht an, so dass er sanft hin und her wiegte „Und er ist vor dem Wetter geschützt.“
Linfa murmelte. „Ich kann bestimmt nicht schlafen ohne ihn.“ Dann reckte sie sich ihrem Vater entgegen. Leif hob sie hoch und sie konnte in den Käfig schauen. Sie streckte einen Finger durch die Stäbe und sagte. „Gute Nacht Pixie. Schau zu, dass du das Ungeziefer los wirst, dann kannst du morgen wieder bei mir schlafen.“
Fortsetzung folgt
Comments